Citroen Ami Modellauto vor einem Stapel FGSV Veröffentlichungen

Kinderbücher, Film und Co: 5 Bereiche, in denen ich elektrische Leichtfahrzeuge noch vermisse 

Leichtfahrzeuge gibt es zwar quasi seit Beginn des Automobils, dennoch fristen sie bisher ein Nischendasein – zu Unrecht, wie ich finde. Mehr Miniautos würden unsere Städte entlasten und der Verkehrswende sehr helfen. Doch leider werden Leichtfahrzeuge immer wieder übergangen und haben lange nicht die Präsenz wie herkömmliche Autos. In welchen Bereichen ich Leichtmobile besonders vermisse, teile ich hier. 

1. Bundesweite Förderung

Die mittlerweile allseits bekannte und durchaus umstrittene BAFA-Förderung für Elektroautos ist ein voller Erfolg. Die Zulassungszahlen für Elektroautos steigen seit Einführung deutlich.

Doch welche elektrischen Fahrzeuge finden in der Förderrichtlinie keine Beachtung? Richtig, elektrische Leichtfahrzeuge. Das Argument der Bundesregierung ist, dass es hier kein Marktversagen gibt, was es zu regulieren gilt, wie etwa bei den im Gegensatz zu Verbrennern deutlich teureren Elektroautos. Das mag sein, doch gibt es bereits in einigen Bundesländern und Gemeinden Förderungen für Leichtmobile. Denn langsam (zu langsam!) spricht sich herum, dass diese für viele Zwecke absolut ausreichend sind und die Verkehrswende unterstützen können. Enttäuschenderweise wurde ein ursprüngliches Vorhaben zur Förderung von Leichtfahrzeugen nun erst einmal gestoppt. 

Verbände wie der Bundesverband Elektromobilität fordern jedoch weiterhin eine bundesweite Förderung auch von Leichtfahrzeugen. Auch ich finde, das Segment wurde trotz aller offensichtlichen Vorteile zu lange ignoriert. Ein Grund dafür ist höchstwahrscheinlich die fehlende Lobby, denn noch gibt es keine leichten Stromer von VW, BMW oder Mercedes. Sobald auch die deutschen Auto-Dinosaurier auf den Hype Train um elektrische Leichtfahrzeuge aufspringen, wird sich dies vermutlich schnell ändern. Hier könnte ich auch noch einen Seitenhieb auf die überflüssige E-Fuel-Debatte bringen, den spare ich mir aber meinem Puls zuliebe. Fazit ist: Leichtfahrzeuge sind leider nicht made in Germany genug und außerdem zu wenig „Auto“, um in der bundesweiten Förderlandschaft berücksichtigt zu werden.

Als Lichtblick verweise ich hier lieber nochmal auf meinen Post zur Leichtfahrzeug-Förderung, in dem ich zusammengefasst habe, wo die umweltfreundlichen Stromer bereits gefördert werden.

2. Verkehrswende-Diskussion

SUV-Hass, Fahrrad-Hass, Verbotspartei – es gibt vielerlei schöne bzw. weniger schöne Aufreger und Plattitüden in der Verkehrsende-Diskussion. Doch Leichtfahrzeuge sind bisher das Mauerblümchen der Verkehrswende und werden nur von wenigen Expert:innen überhaupt erwähnt. Und das, obwohl sich die meisten Stimmen einig sind, dass unsere Fahrzeuge kleiner werden müssen. Dass es bereits kleine, effiziente und günstige Fahrzeuge gibt, wird nahezu ignoriert. Dabei sind sie ein wichtiger Baustein im dritten Schritt der Verkehrswende, dem Verbessern aktueller Fahrzeuge und Technologien. Das Tempolimit bringen sie quasi selber mit, denn mehr als 90 km/h dürfen zumindest die vierrädrigen Miniautos eh nicht fahren. E-Fuels sind auch kein Thema, denn nahezu alle neuen Modelle fahren rein elektrisch. Ganz ohne tote Dinosaurier im Tank, wie Jan Böhmermann sagen würde. Weniger Energie verbrauchen sie auch, dass sie leicht, klein und vergleichsweise langsam sind. Dennoch können gerade die schnelleren vierrädrigen L7e-Fahrzeuge viele PKW-Wege ersetzen, gerade im städtischen Raum.

Leichtfahrzeuge werden dennoch irgendwie nicht richtig für voll genommen. Meine Vermutung: Hier fehlt ebenfalls die Lobby und schlichtweg die Sichtbarkeit der leichten Stromer als Verkehrswende-Trumpf anstatt als Rentnerauto oder Nischenfahrzeug für Ökos. Ich bin jedoch überzeugt, in Zukunft wird sich dies durch die wachsende Modellpalette und wachsendes wissenschaftliches Interesse ändern.

3. Kinderzimmer

Was haben Cars, Leo der Lastwagen und Stinky & Dirty gemein? Richtig, Autos als Hauptdarsteller. Die Liste der Serien mit sprechenden Autos lässt sich noch ewig fortführen. Das geht sogar so weit, dass Autos zum Beispiel in „die Helferautos“ als helfende Helden besungen werden. In anderen Videos und auch Büchern sitzen wiederum Tiere in den Autos und führen das ganze aus erwachsener Sicht damit erst recht ad absurdum. Im Video ein Reh in einem Auto zu zeigen ist ein bisschen so, wie ein Schwein in der Metzgerei herumlaufen zu lassen. Auch mein Sohn liebt am meisten die bunten Videos, in denen Autos andere Fahrzeuge zusammen bauen oder auf Baustellen unterwegs sind. Autos sind ja auch eine tolle Erfindung und helfen auch in vielen Bereichen enorm, kein Wunder, dass sie die Kleinsten begeistern können. 

Doch in sämtlichen Medien im Kinderzimmer, ob Bücher, Videos oder Hörspiele, dominieren klassische Autos. In manchen Büchern über „Fahrzeuge“ sind nicht einmal Fahrräder zwischen all den Baggern, Kombis, und Kipplastern zu finden. Und Leichtfahrzeuge sind allerhöchstens in Form von Motorrädern vertreten. Ein einziges Mal habe ich ein Twike auf dem Cover eines Fahrzeug-Wimmelbuchs entdeckt – leider wurde das Fahrzeug im Buch dann nicht mehr erwähnt und zu suchen waren wieder einmal nur die Klassiker mit Blaulicht und Co.

Das ist wirklich schade, denn gerade Kinder entdecken Unterschiede sofort und würden sich mit Sicherheit für die witzig aussehenden Miniautos begeistern. Immerhin beginnt die Prägung für ein Mobilitätsbewusstsein sicher früher, als wir denken. Anders und sehr vereinfacht gesagt: manch einer der sich im riesigen Dodge RAM Truck durch die Innenstadt quälenden Fahrer:innen hat bestimmt als Kind mal unglaublich gerne mit Monstertrucks gespielt. 

Citroen Ami Matchbox Modellauto
Endlich ein Leichtmobil im Sortiment: Citroën Ami von Matchbox

Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut, als ich den Citroën Ami als kleines Modellauto im Spielzeugladen entdeckte. Natürlich musste ich gleich mehrfach zuschlagen, selbstverständlich nur aus rein geschäftlichen Gründen für Blog-Fotos und meine Dissertation. Und so hat mein Sohn nun also auch eine kleine Ami-Flotte.

Eigentlich hätte ich eher den Renault Twizy als Leichtfahrzeuge-Urgestein eher im Matchbox-Sortiment vermutet. Doch so gerne ich den Twizy auch als Miniatur hätte, es gibt ihn einfach nicht. Vielleicht setzt aber der Ami hier einen Trend und es schaffen mehr Leichtfahrzeuge in die Regale. Wie cool wäre denn bitte ein Mini-Microlino samt vorne zu öffnender Tür?

4. Richtlinien der FGSV zum Entwurf von Verkehrsräumen

Wie werden Verkehrsräume in Deutschland entworfen? Nach DIN-Norm? Nur fast. Tatsächlich gibt es außerhalb der Gesetze keine bindenden Richtlinien. Jedoch erarbeitet und veröffentlich die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) regelmäßig Richtlinien und Empfehlungen. Die wichtigsten sind hierbei folgende:

  • Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen, die sogenannte RASt06
  • Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs (EAR)
  • Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA)
  • Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen (HBS)

Mit diesen Werken lassen sich die wichtigsten Verkehrsräume im städtischen Raum planen. Dabei kommen sogenannte Bemessungsfahrzeuge zum Einsatz. Das sind virtuelle, aus den in Deutschland erhältlichen Modellen berechnete Fahrzeuge mit für die jeweilige Klasse typischen Maßen wie Länge, Höhe, Breite, Radstand etc. Diese bilden also beispielsweise einen typischen PKW ab. Anhand der Bemessungsfahrzeuge lässt sich wunderbar erkennen, wie sehr dieser typische PKW eigentlich gewachsen ist in den letzten Jahren. War das Bemessungsfahrzeug für PKW in 2001 noch 1,76 m breit, so ist es laut der neuen Richtlinie aus 2020 schon 1,89 m breit. Auf Basis dieses Fahrzeuges werden also Straßen, Parkplätze und Kreuzungen geplant. Kein Wunder also, dass die FGSV angesichts der wachsenden Maße auch größere Parkplätze empfehlen will. 

Bemessungsfahrzeuge der FGSV
Bemessungsfahrzeuge der FGSV (bearbeitet)

Bemessungsfahrzeuge gibt es für PKW, LKW, Busse, Müllfahrzeuge, Motorräder, Fahrräder und Fahrradanhänger – aber nicht für drei- und vierrädrige Leichtfahrzeuge. Dabei könnten beispielsweise autofreie Innenstadtentwürfe Leichtfahrzeuge auf bestimmten Straßen erlauben und Spurbreiten entsprechend anpassen. Eine angepasste Infrastruktur kann zudem die Verbreitung von Leichtfahrzeugen fördern. So könnte auf mehrspurigen Hauptstraßen eine Spur schmaler geplant und für Leichtfahrzeuge reserviert werden. Damit würde man einen Vorteil für Leichtmobile schaffen und gleichzeitig die Sicherheitsbedenken abbauen, da keine Spur mit großen PKW geteilt werden muss. Auch Parkplätze könnten für Leichtfahrzeuge reserviert und dafür verkleinert werden. Liegen diese dann noch besonders nah am Ausgang bzw. Eingang, bietet auch dies einen Anreiz zur Nutzung der Miniautos. Hier könnte ich noch viel mehr ausschweifen, aber zu diesem Thema habe ich ja noch meine Doktorarbeit zu schreiben.   

5. Film, Fernsehen und Print

Daniel Craig aka James Bond kriegt einen Anruf, stellt seinen Whiskey ab, zieht sein maßgeschneidertes Jacket an, steigt in einen Renault Twizy und fährt geräusch- und emissionslos zum MI6. Komische Vorstellung, oder? Aber wieso sind Leichtfahrzeuge eigentlich nicht sexy genug für derartige automobile Hauptrollen? Gerade mal als minimalistisches Verkehrsmittel der Zukunft hat es der Renault Twizy auf die Leinwand geschafft. Zugegebenermaßen passt diese Rolle echt gut zum Twizy. Auch einen Tazzari Minimax oder Microlino kann ich mir gut als modernes Fahrzeug im TV vorstellen. Es muss ja nicht gleich der Action-Blockbuster sein, auch in Serien und Sitcoms über verliebte Mitbewohner:innen etc. wird ab und zu Auto gefahren. Wieso also kein Leichtmobil?

Auch hier kommt wieder die geringe Schlagkraft der Leichtfahrzeughersteller ins Spiel: geringere Verkaufszahlen, weniger Marketing, weniger Kapital für platzierte Werbung in Film und Fernsehen. Angesichts des steigenden Interesses an Miniautos könnte sich das in Zukunft allerdings ändern. Dann sehen wir vielleicht auch mal eine Actionheldin im Microlino auf geheimer Mission durch Rom düsen oder einen ersten Kuss im Citroën Ami.

Du hörst eh lieber Podcasts? Dann habe ich 10 Empfehlungen für Mobilitäts-Podcasts für Dich.

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Titelbild © Sarah Westphal

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